Die Aufzucht ist Zukunft

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Die Haltung und Fütterung der Aufzuchtgitzi ist entscheidend für deren spätere Leistung und Widerstandskraft als Milchziegen. Dennoch gibt es bei der Aufzucht von Gitzi einige Hürden zu meistern. Unbestritten ist, dass die intensive Aufzucht der erfolgreichste Weg zu gesunden Ziegen ist.

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Aufzuchtgizi, FORUM

Eine gute Raufutterqualität und ein passendes Ergänzungsfutter für die Aufzucht sind sowohl während der Tränkephase als auch nach dem Absetzen wichtig. Über das Absetzen sollte kein Futterwechsel stattfinden. (Bild: T. Lüthi)

Die Aufzucht von Gitzi wird auf vielen Betrieben unterschiedlich gehandhabt und beruht vielfach auf Erfahrungswerten. Dennoch kann es sich aus Sicht der Tiere lohnen, die bisherigen Praktiken zu hinterfragen. Dies natürlich immer im Sinne der Tiergesundheit und für eine optimale Entwicklung der Gitzi. Je professioneller und je strukturierter gearbeitet und aufgezogen wird, desto besser. Eine klare Strategie mit definierten und messbaren Zielen ist der beste Weg für eine optimale Gitziaufzucht. Schlussendlich sind die Aufzuchtgitzi die Basis für die zukünftige Ziegenherde.

Die Basis für eine erfolgreiche Gitziaufzucht wird bereits im Mutterleib gelegt. Nur gesunde Ziegen können Gitzi mit ansprechenden Geburtsgewichten von über 3 kg Lebendgewicht zur Welt bringen. Dazu muss die Nährstoffversorgung im letzten Trächtigkeitsmonat hoch sein. Nur mit dem qualitativ besten Grundfutter wird der Verzehr hochgehalten und mit einer entsprechenden Ergänzungsfütterung die Nährstoffdichte gezielt erhöht. Zusätzlich muss auch die Mineralstoffversorgung gewährleistet sein. Besonders wichtig ist es, den Selenbedarf der Gitzi zu decken. Wird dies vernachlässigt, kann es bei den Jungtieren zur Weissmuskelkrankheit kommen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, die Selenversorgung bereits bei den trächtigen Ziegen ausreichend sicherzustellen. Durch den Einsatz eines selenhaltigen Mineralstoffs mit organisch gebundenem Selen kann nachweislich der Selengehalt des Kolostrums positiv beeinflusst werden. Hierbei kommt es nicht auf die Menge des Selens im Mineralstoff an, sondern in welcher Form es vorliegt. Wer bei den Galtziegen Futter und Kosten spart, macht weder den Ziegen noch den Gitzi einen Gefallen.

Ziele setzen und selektieren

Die Selektion der Nachzucht kann auf verschiedenen Anhaltspunkten beruhen. Das genetische Potenzial ist sicher ein entscheidender Faktor, je nachdem welche Zuchtziele auf dem Betrieb verfolgt werden. Weiter ist die Anzahl der aufzuziehenden Gitzi entscheidend für die Selektion. Je mehr Ziegen «ersetzt» werden müssen, desto mehr Gitzi werden auch zur Nachzucht aufgezogen. Eine Remontierungsrate von unter 25% sollte das Ziel sein. Bei einer Ziegenherde von 40 Tieren entspricht eine Remontierungsrate von 25% zehn Gitzi. Hohe Remontierungsraten können diverse Gründe haben. Entweder ist es der Lebendverkauf von Ziegen, eine gezielte Selektion von Schlachtziegen oder eine hohe Abgangsrate. Ist letzteres der Fall, sollte sowohl das Management als auch die Fütterung genauer angeschaut werden. 

Es gibt aber noch zusätzliche Anhaltspunkte für die Selektion, nämlich das Gewicht. Gitzi, die bei der Geburt unter 2.8 kg schwer sind, sollten tendenziell nicht aufgezogen werden, da diese, auch bei einem hohen genetischen Potenzial, oft nicht mithalten können und die gewünschten Tageszunahmen nicht erreichen. Die Zielgewichte bei der Geburt sind bei Einlingen 4.5 kg, bei Zwillingen 4kg und bei Drillingen 3.5kg. Dies gilt für die milchbetonten Rassen wie Saanen, Gämsfarbige und Toggenburger und ist nur bei einer optimalen Fütterung in der Galtphase möglich. Während der Tränkephase sollten die Tageszunahmen zwischen 150 g bis 200 g liegen. Auch hier lässt sich mittels wiegen überprüfen, ob dies erreicht wird. Bis zum vierten Lebensmonat ist ein Zielgewicht von 24 kg anzustreben und beim Decken sollten die Gitzi 50% des Endgewichts der ausgewachsenen Ziegen erreicht haben. Das Wiegen ist eine einfache Methode, um die Entwicklung der Gitzi zu überprüfen und Gitzi, welche nicht den Zielen entsprechen, auszuselektieren. Nur wenn die Gitzi bereits in der Aufzucht gute Leistungen erzielen, können sie später auch in der Milchproduktion ihr Potenzial ausschöpfen.

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Zielsetzung in der Gitziaufzucht, FORUM

Tränken und Füttern

Das Sicherstellen der Kolostrumversorgung innerhalb der ersten beiden Lebensstunden sollte selbstverständlich sein. Fehlt dies den Gitzi, wird ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Aufzucht versäumt. 

Beim Tränken gibt es diverse Möglichkeiten, welche angewendet werden können. Sicher ist, dass die Milchaufnahme via Saugnuggi zu bevorzugen ist. Rinnentränken sind arbeitswirtschaftlich interessant, führen aber zu mehr Fehlgärungen im Pansen, da der Schlundrinnenreflex nicht ausgelöst wird. Wird die Tränke über einen Automaten verabreicht, können die Gitzi ad libitum Milch aufnehmen. Hier sind die Vorteile klar bei der konstanten Tränketemperatur und Tränkequalität zu finden. 

Wer mehrere Gruppen mit einem Automaten tränkt, sollte bei der Platzierung des Automaten darauf achten, dass die Milchschläuche möglichst kurz (<1m) sind. So kühlt die Milch im Schlauch nicht aus. Die Umstellung von Vollmilch auf Wasser-Pulver sollte, wenn möglich, fliessend innerhalb der ersten Lebenswoche erfolgen. Ab dem 3. Lebenstag kann den Gitzi eine mit Milchpulver angereicherte Vollmilch vertränkt werden. Rund 30 g pro Liter sind optimal. Die komplette Umstellung auf Milchpulver kann ab dem 7. Lebenstag erfolgen. Praxiserfahrungen zeigen, dass ein Anteil von rund 30% Vollmilch (Kuhmilch) in der Tränke sehr gut funktioniert. Wird Vollmilch ab dem Nuggieimer vertränkt, kann eine zusätzliche Ansäuerung gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Das Ansäuern gibt zusätzliche Sicherheit bei der Verdauung, da das Wachstum unerwünschter Keime gestoppt wird und durch die pH-Senkung die Milch im Labmagen besser gerinnt. So können grössere Milchmengen besser verdaut werden. Insgesamt lässt das Ansäuern etwas mehr Spielraum bei der Tränketemperatur zu. Je nach Produkt müssen 4 bis 6 g/l Milch eingemischt werden.

Abhängig von der Zielsetzung beim Absetzgewicht erfolgt das Absetzen zwischen dem 3. und 4. Lebensmonat. Wenn die Gitzi wiederkäuen, Wasser trinken, festen Kot haben und mindestens 150 g Ergänzungsfutter pro Tag aufnehmen, können sie abgesetzt werden. Beim Absetzen vom Automaten ist es sinnvoll, die Aufzuchtgitzi für zwei Wochen noch mit Nuggieimer zu tränken, da diese am Automat ad libitum Milch erhalten haben. Mit dem Tränken am Nuggieimer kann die Milchmenge kontinuierlich reduziert werden, ohne dass ein Absetzknick aufgrund der abrupten Umstellung entsteht.

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Tränkeautomat Gitzi, FORUM

Werden die Gitzi mit einem Automaten getränkt, müssen die Buchten so angeordnet sein, dass die Schläuche möglichst kurz sind. (Bild: M. Brünisholz)

Die Absetzphase ist ein entscheidender Faktor in der erfolgreichen Aufzucht. Je mehr Rau- und Ergänzungsfutter die Gitzi beim Absetzen fressen, desto besser. Darum sollte den Aufzuchtgitzi von der ersten Lebenswoche an strukturreiche Raufutter wie Heu oder Luzerne sowie Ergänzungsfutter angeboten werden. Durch das Volumen des Raufutters wird das Pansenvolumen und so auch der spätere TS-Verzehr positiv beeinflusst. Das Ergänzungsfutter dient der Ausprägung und Entwicklung der Pansenzotten. Je mehr Volumen der Pansen hat und je besser die Pansenzotten ausgebildet sind, desto mehr Nährstoffe kann die Ziege aufnehmen und desto höher ist die Leistung. Als Faustregel kann den Gitzi pro Altersmonat täglich 100 g Ergänzungsfutter angeboten werden. Die Ergänzungsfutter zu Heu sollten etwas proteinbetont sein und eine gute Fressbarkeit aufweisen.

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Nuggieimer, FORUM

Bei der Tränke am Nuggieimer hat sich das Ansäuern der Milch bewährt, da höhere Milchmengen vertränkt werden können, welche besser verträglich sind. (Bild: J. Salzmann)

30.01.2024
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